Elektromobilität ist ein Megatrend! Besonders getrieben von asiatischen PKW-Märkten, insbesondere China, steht die bestehenden Wertschöpfungs- und Beschäftigungsstrukturen in der Automobilbranche vor einer großen Herausforderung.
Klassische Komponenten wie der Verbrennungsmotor verlieren an Bedeutung und gleichzeitig werden neue elektrifizierte Komponenten immer wichtiger. Für das Automobilcluster in Baden-Württemberg gilt es, diese Transformation als Chance anzunehmen und mitzugestalten.
Während der weltweite PKW-Bestand bei über 1 Mrd. Fahrzeugen angekommen ist, wächst der Anteil an Elektrofahrzeugen ebenfalls rasant. So existierten 2018 bereits über 5,5 Mio. E-Fahrzeuge. China als Leitmarkt strebt bis 2020 einen Bestand von über 5 Mio. E-Fahrzeugen an und hat dieses Ziel bereits zu 50 % erreicht. Schreibt man die vergangenen Verkaufszahlen exponentiell fort, steht der Erfüllung des gesetzten Zieles fast nichts im Wege.
Obwohl China in absoluten Zahlen den Markt anführt, liegt der relative Marktanteil knapp unter 5 %. In Norwegen hingegen war 2018 fast jede zweite Neuzulassung ein Elektroauto. Bis 2025 soll der Marktanteil auf 100 % erhöht werden und somit keine reinen Verbrennungsmotorfahrzeuge mehr angemeldet werden. In den Niederlanden strebt man dieses Ziel bis 2030 an, bei einem derzeitigen Anteil von 5,2 %.
Um dieses steigende Interesse, elektrisch zu fahren, kämpfen vor allem neu Automobilhersteller. Unter den zehn größten Herstellern von Elektrofahrzeugen ist die Hälfte chinesisch. Marktführer ist der amerikanische Pionier Tesla, die mit der Produktion des Model „3“ 2018 an die Spitze gerückt sind und BYD abgelöst haben. Größter deutscher Hersteller ist BMW mit den Modellen 530e und dem i3.
Die Strukturstudie BWe mobil 2019 hat die Beschäftigung im Automobil-Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg analysiert. Dabei wurden insgesamt 480.000 Beschäftigte im Automobilcluster identifiziert, wobei über 310.000 im Wertschöpfungskern (Endhersteller, Komponenten- & Teilezulieferer, sowie Entwicklungs- & Werks-Dienstleistungen) tätig sind. In einem zweiten Schritt wurde der Umfang der Beschäftigte untersucht, die durch eine Transformation zur Elektromobilität betroffen sind. Hierfür wurden zwei Szenarien erstellt, um eine konservatives sowie ein progressives Marktentwicklungsbild für das Jahr 2030 zu erhalten, die als Ausgangspunkt für die Betroffenheitsanalyse dienen.
Für das konservative Szenario gleichen sich positive und negative Beschäftigungseffekte bis 2030 in der Gesamtbranche nahezu vollständig aus. Im Gegensatz dazu kommt es im progressiven Szenario zu einer Betroffenheit von rund 34.000 Beschäftigten, die vor allem durch den Wegfall der Verbrennungsmotor-Komponenten entstehen. Mit Blick auf die antriebsstrangabhängigen Produktionswerke ist fast jeder zweite Beschäftigte betroffen (46 %).
Nun verleiht das konservative Szenario die positive Nachricht mit einer konstanten Beschäftigung, allerdings kann keine frühzeitige Transformation zur Elektromobilität zu viel stärkeren negativen Effekten führen in den Folgejahren nach 2030. Insbesondere die chinesischen Automobilhersteller erhoffen sich einen großen Marktzuwachs im PKW-Segment, die selbst mit starken deutschen Elektromobilitätsoffensiven nur schwer zu bremsen sein wird.
Demnach stellt der Strukturwandel das Automobilcluster Baden-Württemberg vor eine enorme Herausforderung – die allerdings mitgestaltet, auch als Chance begriffen werden kann.